Nach langer Zeit melde ich mich zurück, auch wenn es kein schöner Anlass ist, denn am zweiten Todestag von Robert Enke stimmt der graue Novembertag einen zusätzlich nachdenklich. Der Fußballsport, dem man als eingefleischter Fan an den Wochenenden und bei Länderspielen auch unter der Woche entgegen fiebert, wird plötzlich, wenn auch nur für einen Tag (schlimm genug, dass es so einen Anlass dazu benötigt), nebensächlich und die Erinnerungen an den Tag vor zwei Jahren, mit all seiner Trauer und Fassungslosigkeit sind zurück. Warum nimmt sich ein Profifußballer der, wie man glaubt alles hat, das Leben. Geld, eine tolle Frau an seiner Seite, Talent und nach dem Tod seiner leiblichen Tochter in Adoptivkind Lara auch wieder eine glückliche Familie – all das scheint nicht gereicht zu haben. Im viel zitierten Haifischbecken Profifußball ist kein Platz für Schwäche, für Krankheit -das sah auch Robert Enke so und hielt seine schweren Depressionen geheim.
Robert Enkes Tod war sinnlos aber nicht umsonst
Nur wenige enge Vertraute wussten von der heimtückischen Erkrankung, doch auch sie akzeptierten seinen Wunsch und bewahrten das Geheimnis. „Wir dachten, mit Liebe geht das“ – ein bewegender Satz der trauernden Witwe Teresa Enke auf der Pressekonferenz am Tag nach dem Suizid ihres Mannes – leider ein Trugschluss.
Zwei Jahre sind vergangen seit dem Selbstmord des beliebtes 96-Torwartes und es hat sich etwas getan: Mit Ralf Rangnick, dem Ex-Schalke-Trainer und 96-Ersatzkeeper Markus Miller, haben sich zwei Menschen mit ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit gewandt und sich eine Auszeit vom täglichen Fußballgeschäft genommen. Markus Miller ist mittlerweile zurück, doch ob und wann Ralf Rangnick in den Profi-Sport zurückkehrt ist unklar.
So sinnlos Robert Enkes Tod vielen erscheinen mag, an dieser Entwicklung sieht man, dass er nicht umsonst war – so traurig das auch klingt.